Ich habe wieder einmal ein neues Nähheft entdeckt! (Der Trafikantin war es auch neu, sie hat es gestern geliefert bekommen.) "Tillisy" Untertitel: "Natürlich. Nordisch. Nähen."
Das Heft ist aus dem oz Verlag und die Entwürfe stammen von Monika Peter und Claire Massieu, die in München gemeinsam einen Laden mit Nähatelier (http://www.louloute.de) betreiben, wo sie Nähkurse und Nähmaterial anbieten.
Die Modelle sind anfängerfreundlich (Sweatshirtkleider und Sweatshirts für Groß und Klein, Täschchen, Einkaufsbeutel, Wäschebeutel, Polsterüberzüge, Utensilos), die Erklärungen geben aber im Detail manchmal Rätsel auf und sei es auch nur, warum in der Zutatenliste für eine Einkaufstasche "Kunstleder, schwarz" steht, wenn die Tasche auf dem zugehörigen Foto eindeutig helle Griffe hat und warum man 50 x 15 cm Kunstleder kaufen soll, wenn die Griffe lt. Schnittmuster 10 x 20 cm groß zugeschnitten werden. Kritischer klingt für mich schon die Anweisung, dass man die zugeschnittenen Kunstlederstreifen längs rechts auf rechts falten, steppen und dann wenden soll. Wenn das Kunstleder einigermaßen fest ist, dürfte das Wenden schwer fallen (das Auseinanderbügeln der Nahtzugaben ebenfalls) und wenn es so dünn und weich ist, dass man es wenden kann und die offenen Enden auch noch 1 cm nach innen klappen kann (und eine Haushaltsnähmaschine das noch durchsteppt - immerhin 4 Lagen Kunstleder + Kanvas + Bügelvlies S320 + BW-Futter), dann ist es wahrcheinlich zu schwach, um eine Einkaufstasche samt Inhalt zu tragen.
Was mir - neben den skandinavisch inspirierten Stoffmustern - gefällt, sind originelle Details an den Kleidern und Shirts: Tunnelgürtel nur im Rücken, hübsche Bündchenlösungen, die die Modelle von den 20 oder 30 oder 50 Shirts, die eh schon im Kasten liegen, ein wenig abheben. Aber manche Stücke erwecken üble Erinnerungen an den Handarbeitsunterricht, wo wir (oder unsere Mütter) auch tagelang rumgelaufen sind, um Zutaten zu besorgen, nur um daraus mit einigem Aufwand Dinge zu nähen, die dann in der untersten Schublade landeten, weil sie kein Mensch brauchen kann (Kosmetiktäschchen aus Baumwollstoffen, "Blumenübertöpfe" aus (immerhin beschichteter) Baumwolle, "Wäschebeutel", die so klein sind, dass vielleicht ein zusammengerolltes T-Shirt reinpasst, aber sicher nicht die Wäsche für eine Waschmaschinenfüllung. Warum der Wäschebeutel auf Englisch beschriftet sein muss ("Wash me"), wenn das ganze Heft auf Deutsch produziert wurde, frag ich mich auch grad. Meistens passiert das, wenn englische Anleitungen unverändert übernommen werden, aber die Entwürfe stammen ja angeblich von den zwei Münchnerinnen.
Ich habe in dem Heft auch keine Größentabelle entdeckt! Nun sind Sweatshirts und Sweatshirtkleider ja nicht besonders passformsensibel, aber ich wüsste halt trotzdem gern, für welche Maße die Modelle konstruiert sind und an welchen Stellen ich sie für mich schon vor dem Zuschneiden ändern muss.
Eine Übersicht über die Modelle gibt es hier https://tillisy.de/nahmagazin/ und auf der Website gibt es auch Links zu Shops, wo man die Stoffe und Zutaten erhält. Das ist einerseits praktisch, andererseits wird dadurch der Eindruck erweckt, als wäre das Heft nichts anderes als Werbematerial für die beteiligten Händler. Dann frag ich mich, warum ich es bezahlen musste. (In Österreich: 5,80, in Deutschland 5,00 Euro) Auf der Website gibt es übrigens auch Gratisanleitungen (bisher eine, aber vielleicht werden es ja noch mehr).