Guten Morgen :)
Zora hat geschrieben:Mhm, ich bin total zerrissen - bei manchen Leuten sieht es echt superschön aus und so, wie ich das wollen würde und bei manchen sieht es aus, als hätten sie sich in eine Schürze gewickelt *kratz*
Da die pummeligeren der Hobbynäherinnen eher nicht so gut in dem Teil aussehen lasse ich es wahrscheinlich besser...
Wir hatten gestern ziemlich gleichzeitig geschrieben und ich musste weg, konnte daher mein Posting nicht mehr ergänzen oder ändern, also: neuer Versuch:
Der Schürzeneffekt (zB hier im Tragefoto weiter unten
https://www.clairemackaness.com/the-wal ... king-away/) entsteht vor allem dadurch, dass sie unter dem Kleid einen Pully trägt. Das gleiche Modell mit nackten Armen, gut passender Unterwäsche und Sling-Pumps oder Sandaletten sieht gleich ganz anders aus. Wenn man nicht mit nackten Armen rumlaufen will, dann eher ein passendes Jäckchen nähen als irgendwas drunter tragen.
Die Autorin hier
http://www.edelweisspatterns.com/blog/?p=552 beschreibt ausführlich, wie man den 50s Stil erreicht: die schlanke Taille muss betont werden und wenn man sie von Natur aus nicht so hat, eben mit Strumpfbandgürtel (trugen die Damen damals alle), Miederhöschen oder Korsett unterstützten. Ein BH der den Busen mehr betont als kaschiert und ein Petticoat unterstützten den Look. (Die BHs waren damals ziemlich spitz geformt, schau dir alte Werbefotos an. Viele Frauen füllten die Spitzen mit Watte aus, damit sie nicht leer abstehen. Sie standen auch nicht "bequem", schon gar nicht vor einer Kamera. "Zieh den Bauch ein!", hörte jedes Mädchen x-mal am Tag.)
Beim Butterick Schnitt fällt mir auf, dass die Kanten des von hinten nach vorne gewickelten Oberteils beim genähten Modell mehr waagrecht und halbrund verlaufen, bei den gezeichneten Modellen jedoch schräg nach unten. Waagrecht betont die Breite, schräg nach unten verlaufend (je steiler desto besser) ist vorteilhafter. Wie der Schnitt konstruiert ist, weiß ich nicht. Die haben ja nicht die alten Originale wieder aufgelegt, sondern sie an aktuelle Maße angepasst und auch sonst verändert. (Beim genähten Modell auf der Butterick-Seite liegt auch die Rockansatznaht zu tief - dort beginnt bei der Trägerin schon der Hüftknochen.)
Mit den Einfassungen kann man auch einiges erreichen. Die kontrastfarbigen Bänder betonen die Querteilung des Oberteils - bei kleinen Trägerinnen ist das ungünstig. Ton in Ton oder aus dem Material des Kleides geschnitten Ist zwar der Wickeleffekt nicht so deutlich zu sehen, aber das ganze sieht mehr wie ein Kleid aus. Und bei dem gepunkteten Modell von Claire sind die Schrägbänder auch einfach schlampig angenäht und/oder schlecht gebügelt und stehen schief weg. Das fördert die Eleganz nicht unbedingt. (In den 50ern hat man Schrägbänder an der Innenseite noch mit der Hand angesöumt, dadurch liegen sie insgesamt weicher.)
Und noch eine psychologische Sache: Zum Ausprobieren preiswerte Stoffe aus dem Vorrat zu verwenden, ist schon ok, aber wenn einem das Muster oder die Farbe nicht gefällt, überträgt sich das bei der Anprobe auf die Laune und dann sieht man im Spiegel nur ein "völlig unmögliches" Kleid, auch wenn der Schnitt und die Passform durchaus ok oder mit kleinen Änderungen perfekt wären. Da kann es helfen, das Zeug in den Nähkurs oder zu einer Schneiderin mitzunehmen, die die Passform mit geschulten Augen anschaut und sich nicht von Farbe und Muster ablenken lässt. Oder es zumindest bei anderer Beleuchtung oder mit anderen Accessoires noch einmal zu probieren.