empfehlenswerte Anleitungsvideos

Hier findet ihr Anleitungen, die Forenuserinnen erstellt haben und der Gemeinschaft zur Verfügung stellen!

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Beitragvon ju_wien » 25.02.2018 20:07

Ich habe auf YouTube Anleitungsvideos von einer Schneiderin gefunden, die zwar nicht wahnsinnig mitreißend präsentiert, aber dafür genau zeigt, worauf es ankommt. Ihre Anleitungen reichen von der Auswahl der Nähnadel über Standardfragen wie Reißverschluss einnähen und Bündchen annähen bis zur Herstellung von Bogenkanten an einem Ausschnitt https://www.youtube.com/channel/UCFHzzf ... 2Qw/videos
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ichthys81 » 25.02.2018 23:13

Danke für den Tipp! Ich werde mir das in der nächsten Musestunde zu Gemüte führen!

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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 26.02.2018 07:03

Anna von "einfach nähen" hat auch einige sehr brauchbare Anleitungsvideos. Die Zielgruppe sind da aber eher Anfängerinnen https://www.youtube.com/channel/UCziAGV ... SrA/videos Das heißt nicht, dass altgediente Hobbyschneiderinnen nichts von ihr lernen können. Ich hab mir eben ihr Video übers arbeitsparende Zusammenkleben von Downloadschnitten angesehen. Die Idee, Kordelenden mit Schrumpfschlauch aus dem Elektrobedarf zu sichern, finde ich auch sehr brauchbar! https://youtu.be/bFmquWp35kE

Andere ihrer Tipps sind mit Vorsicht zu genießen. So sagt sie zB in einem Video, dass die Nahtzugabe in der Regel 0,5 bis 1 cm breit ist und dass man sie auch abweichend wählen kann. 0,5 reichen vielleicht für dünne bis mitteldicke Stoffe, die garantiert nicht ausfransen oder bei denen keine Maschen laufen und für Schnitte, die man vorher schon ausprobiert hat. Also: einfaches T-Shirt, Krabbelhöschen oder Täschchen die nicht für die Ewigkeit gedacht sind.

Wenn man eine Overlock hat, die nur schön näht, wenn sie den Rand abschneiden kann, hat man da schon ein Problem oder nachher ein zu "knackig" sitzendes Shirt. Nahtzugaben auseinanderbügeln wird auch zur Fummelarbeit und bei dickeren oder fransenden Stoffen scheitert das Projekt ganz sicher. FTR: für "durchschnittliche" Nähte 1,5 cm, bei Teilen die verstürzt werden, entweder gleich weniger anschneiden oder nach dem Zusammensteppen beschneiden. Bei Rundungen besser weniger, damit sich die Nahtzugabe leichter der Rundung anpasst (kann man aber auch einknippsen, was die professionellere Methode ist). Bei Maßanfertigung und ungetesteten Schnitten sind größere Nahtzugaben üblich, damit man bei der Anprobe noch rauslassen kann - Richtwert 3 cm.

Bei Burda-Schnitten lasse ich auch am Armloch deutlich mehr Nzg stehen, da ich weiß, dass die Burda-Armlöcher fast immer zu tief sind. Dann kann die den Ärmel bei der Anprobe noch ein Stück hinaufsetzen.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon Zora » 01.03.2018 16:28

Meine Mutter hat mir damals dieses "näh dir deinen Style" von Anna von einfach nähen geschenkt - ich war ein wenig enttäuscht. Die T-Shirts darin waren ja eigentlich alle nur vierecke für den Torso und Schläuche für die Ärmel und halt sowas wie einfaches wie kleine Jutebeutel und so - das fand ich schon ein wenig...naja, wenig. Ich bin vielleicht nicht die supernäherin, aber das fand ich schon arg einfach :/ Von daher: wahrscheinlich bezieht sich das mit ihrer Nahtzugabe auf diese einfachen Dinge, die sie scheinbar primär macht.

Aber die Anleitungen werde ich jetzt mal durchschauen - das sieht sehr interessant aus!

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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 02.03.2018 16:48

Darüber, was Anfängerinnen so nähen / nähen wollen / nähen können, gehen die Ansichten und Erfahrungen ja ziemlich auseinander.

Früher haben wir Nähnadelhefte, Nadelkissen, Buchhüllen, einfache Schürzen in der Volksschule genäht und in der Haupt- oder Mittelschule standen schon Kleidungsstücke auf dem Programm, in den hauswirtschaftlich orientierten Zweigen durchaus auch kompliziertere (Kostüm, Dirndl, wobei ich da nicht weiß, wieviel die Mütter mitgeholfen haben). Erwachsene Frauen hatten also fast alle irgendwann nähen gelernt.

Heute gibt es in den Schulen kaum mehr Handarbeitsunterreicht, aber dafür jede Menge Tutorials und Bücher für Teenager und Erwachsene, in denen Sofakissenüberzüge, Turnbeutel, Schals, einfache Utensilos usw erklärt werden. Aus Rechtecken oder Quadraten kann man zwar Kleidungsstücke nähen - manchmal sieht das sogar richtig gut aus (ich habe ein Seidenkleid von Saint Laurent ihm Hinterkopf, das vor vielen Jahren in der Burda gezeigt wurde oder auch Zipfelröcke und Shirts aus Seidentüchern), aber wenn man *nur* Rechtecke verwendet und für die Passform auf Elastan vertraut, lernt man halt nie, wie ein Schnitt und zugeschnittene Teile aussehen müssen, damit ein passendes Kleiungsstück daraus wird.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 02.03.2018 16:50

Noch ein paar empfehlenswerte Videos http://frau-naehkaestchens.blogspot.co. ... -hier.html Frau Nähkästchen erklärt und zeigt richtiges Bügeln.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon Zora » 11.03.2018 15:59

Mal etwas anderes: Irgendwie hab ich letztens Mal über all diese Bücher und so nachgedacht und da ist mir aufgefallen: Irgendwie sind viele Bücher mit sowas beworben wie "[Autorin] näht schon seit ihrer Kindheit [blabla] ihr liebstes Hobby [blabla]", wie bei Rita P. beispelsweise, die ja auch einen Blog hat und da hab ich auch ein Buch. Aber sind das eigentlich alles Schneiderinnen oder haben die das autodidaktisch gemacht? Ich meine ich lese nie sowas wie "hat Mode studiert" oder "Schneidermeisterin blabla". Bei Anne von einfach nähen kann ich auch spontan im Buch keine Qualifikation sehen. Ich hab auch gerade Karin Ziegler von Blutsgeschwister mal gegoogelt und hab nichts zu ihrer Ausbildung oder so gefunden (auf der Firmenseite finde ich auch nur was über Gründung und Kreativität und so). Weil ja auch Ju_Wien meinte, dass manche Tips mit Vorsicht zu genießen sind

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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 11.03.2018 17:41

Da sprichst du was Interessantes (und Brisantes) an. Ich habe auch den Eindruck, dass viele Nähbücher (und auch Kochbücher!) von Quereinsteiger_innen produziert werden. Das muss ja noch nicht schlecht sein. Wer ein Hobby viele Jahre lang ausübt und sich intensiv damit beschäftigt, sammelt im Laufe der Jahre einiges Fachwissen an, das er oder sie weitergeben kann.

Beim Kochen/Backen fällt mir dazu Lutz Geißler (www.ploetzblog.de) ein, ein studierter Geologe, der 2008 begonnen hat, daheim Brot zu backen und soviel experimentiert und nachgelesen und wieder experimentiert hat, dass er heute als Experte anerkannt ist und dass gelernte Bäcker zu ihm in Fortbildungslehrgänge gehen.

Viel dubioser finde ich die Leute, die vor zwei oder drei Jahren das erste Stück genäht haben, "vom Nähvirus erfasst" wurden und nach kurzer Zeit damit beginnen, via Blog oder YouTube und vereinzelt eben auch in Büchern ihr Halbwissen auszuposaunen. Enthusiasmus und Liebe zum Hobby sind schon gut, aber sie reichen nicht aus, wenn das Ergebnis objektiven Kriterien genügen soll.

Inge Szoltysik-Sparrer ("Nähgesetzbuch") ist gelernte Schneidermeisterin mit eigenem Salon.

Yashiko Mizuno (div. Bücher bei Stiebner) ist Absolventin der BUNKA Modeschule in Tokyo und hat nachher in der Konfektion gearbeitet, bevor sie sich als Designerin selbständig gemacht hat.

Gertrud Behrendsen (Autorin einiger Nähbücher von Anfang des 20. Jahrhunderts) war Fachlehrerin für Nadelarbeit an einer gewerblichen Frauenschule.

Von Lieselotte Kunder ("Schneidere selbst") weiß ich nicht, welche Ausbildung sie hatte (früher blieben Autorinnen und Autoren von Fachbüchern eher im Hintergrund und wurden jedenfalls nicht im Buch oder im Klappentext groß beschrieben). Sie war aber jedenfalls jahrelang am Nähinstitut der Pfaff A.G. tätig und hat dort Kurse geleitet.

Lynda Maynard (Couture Sewing Techniques, auf Deutsch: Professionell Schneidern), hat ein Studium über Textilkunst absolviert und war dann jahrelang Lehrerin im Textilbereich von diversen Hochschulen, Colleges und Privatschulen).

Von Claire B. Shaeffer habe ich auf die Schnelle nur gefunden, dass sie eine international anerkannte Expertin für anspruchsvolle Nähtechniken ist und seit vielen Jahren für Vogue (Schnitte) und das Threads Magazin schreibt.

Die Autorinnen der diversen Burda- und Brigitte Nähbücher hatten jedenfalls einschlägige Ausbildungen als Schneiderinnen und Schnittdirektricen und jahrelange Praxis. (Unter den heutigen Burda-Macher_innen dürften mehr Marketing- und Kreativ-Leute sein als Schneider_innen - einige von ihnen findet man bei XING.)

Ich denke, dass auch früher viele Nähbuchautorinnen keine gelernten Schneidermeisterinnen waren, sondern Absolventinnen von gewerblichen Frauenoberschulen oder Textilfachschulen, die es ja reichlicher gab als heute. Die hatten aber jedenfalls eine solide Wissensbasis und wussten durch jahrelange Lehrtätigkeit, was Anfängerinnen Schwierigkeiten macht.

Da die Textilproduktion in den letzten 20-30 Jahren fast vollständig nach Asien verlagert worden ist und die paar größeren europäischen Modeunternehmen, die überlebt haben, in Europa nur noch den Vertrieb und ev. die Designabteilung sitzen haben, wurden auch die entsprechenden schulischen Ausbildungen reduziert bzw geändert. Heute kann man hier eher Textilmarketing oder Textildesign lernen als Schneiderei.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon Zora » 11.03.2018 19:09

Ja, beim Kochen finde ich es fast noch krasser: da knallt man einfach eine junge, hübsche Dame drauf, macht das Kochbuch über Clean Eating, Vegetarisch oder sonstwas und dann ist das der Burner (Wie deliciously Ella, Rens Kroos oder die von Veganista) oder bei den Männern: stellt man den Hildmann oben ohne hin, der hat meines Wissens nach Biochemie studiert.
Aber auch die von Liebe auf den ersten Stich erzählt in ihrem Buch auch nur von Nähkursen und dem Nähen als Hobby *kratz* Obwohl ich das Buch wirklich solide finde! Mit meiner Anfängerexpertise *angst*
Was sind denn Frauenoberschulen? Für "Frauenberufe"?
Naja, ich verlange ja nicht, dass jede Buchautorin Design und sonstwas studiert hat - aber irgendeine solide Ausbildung zum Handwerk fände ich schon gut. Wie du ja mal meintest: manche Tips sind eher halbgar. Eine alte Schulfreundin von mir (mit der ich leider Gottes den Kontakt verloren habe) ist jetzt sogar Schneidermeisterin, die Ausbildung hat ja Jahre gedauert.
Eine These von mir ist: Anfänger ziehen die Bücher vielleicht selbst so auf, dass sich Laien davon eher angesprochen fühlen. Dieser myboshi-trend, was ja eigentlich nur einfache Häkelmützen sind, wurde ja auch von keinem Textilprofi angeleiert. Oder das sind alles Marketingeschichten (wahrscheinlich sind deswegen so viele Leute beim Marketing)

Das, was da in den Sweatshops passiert ist ja auch keine Schneiderei mehr, wenn ich mal den Dokus glaube, die ich bis jetzt gesehen habe. Da näht ja einer immer nur ein Teil an oder macht eine Naht, den ganzen Tag. Wobei ich über eine Ecke gehört habe, dass auch die Textildesign-Studenten "Praktika" machen müssen - und eben Modelle nähen.

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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 11.03.2018 19:54

Frauenoberschulen waren Schulen, in denen Mädchen Allgemeinbildung bis zu Abiturniveau erhielten und daneben eben alles lernten, was für eine Frau damals als wichtig galt: Hauswirtschaft, Kochen, Nähen, Handarbeiten usw, sei es als Vorbereitung für die Ehe und den eigenen Haushalt oder als Basis für die Ausübung einer Erwerbstätigkeit. Manche Schulen waren auf spezielle Berufszweige ausgerichtet (zB Gastronomie und Fremdenverkehr, Handel- und Büroarbeiten oder eben Textilbereich.

Entstanden sind die Frauenoberschulen und Frauengewerbeschulen Ende des 19. Jahrhunderts, als immer mehr bürgerliche Mädchen und Frauen studieren wollten, aber nicht durften und auch noch nicht in die Gymnasien gehen durften, da die nur für Buben zugelassen waren. In den letzten 50 Jahren haben sie zunehmend an Bedeutung verloren, da Mädchen erstens in alle Schulen gehen dürfen und ihnen zumindest theoretisch auch alle Berufe offenstehen und nicht nur typische "Frauenberufe".

Ein Beispiel für so eine Schule in Potsdam, wie sie entstanden ist und sich entwickelt hat, gibt es bei der Biografie der Schulgründerin Johanna Just http://www.fembio.org/biographie.php/fr ... anna-just/

--
Auch wenn die Textilarbeiterinnen nur angelernte Kräfte sind, die einige wenige Handgriffe Tausendmal am Tag wiederholen, muss es in den Fabriken in Asien ausgebildete Kräfte geben, die in der Schnittkonstruktion, Modellschnitterstellung, Produktionsplanung und Qualitätssicherung tätig sind. Es sind ja nicht alles nur T-Shirts und Leggings billigster Art, die dort produziert werden, sondern auch Blusen, Kostüme, Anzüge, Mäntel, Sportbekleidung usw von billig bis hochwertig.

--
@Textilfachschulen: Ja, die lernen schon auch nähen, aber deutlich weniger als früher. Eine Bekannte, die vor Jahren in eine höhere technische Lehranstalt für Textilberufe gegangen ist, hat mir mal erzählt, wieviele Stunden pro Woche sie noch nähen mussten und wie wenige es jetzt sind. Ich habe es im Detail vergessen, aber wenn man nur 2-3 Werkstattstunden pro Woche hat und den Rest daheim macht, kann man am Ende so gut oder schlecht nähen wie eine Hobbyschneiderin. Und in den Praktika kommt es halt darauf an, in welchem Bereich eines Unternehmens sie eingesetzt werden.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 11.03.2018 20:50

Zora hat geschrieben:Eine These von mir ist: Anfänger ziehen die Bücher vielleicht selbst so auf, dass sich Laien davon eher angesprochen fühlen. Dieser myboshi-trend, was ja eigentlich nur einfache Häkelmützen sind, wurde ja auch von keinem Textilprofi angeleiert. Oder das sind alles Marketingeschichten (wahrscheinlich sind deswegen so viele Leute beim Marketing)


Einen Blog kann ja jeder betreiben, der irgendwo einen Internetzugang und eine Tastatur hat - sogar Smartphone reicht, wenn man nicht viel Text produzieren will. Mit ein paar netten Fotos dazu sieht der Blog sogar hübsch aus und wenn die Bloggerin oder der Blogger nett und unterhaltsam schreibt, dann freuen sich die Leser_innen und sehen über fehlendes Fachwissen gerne hinweg (sofern sie es überhaupt bemerken, denn bei vielen Blogs landet man ja, weil man ein bestimmtes Problem oder eine Frage hat und die mittels Suchmaschine lösen will. Die Bloggerin schreibt also über etwas, das ich noch nicht genau wusste und ob ihre Lösung richtig ist, nicht ganz richtig ist, aber zufällig funktioniert hat oder völlig falsch ist und alle möglichen Nebenwirkungen haben kann, finde ich nur heraus, wenn ich es nachmache und/oder weitersuche und mit anderen Lösungen vergleiche.

Und viele Bücher entstehen heute halt so, dass eine erfolgreiche Bloggerin ein paar Artikel aus dem Blog zusammen kopiert, ein bissl verbindenden Text dazu schreibt und das ganze als Buch bezeichnet. Wenn das dann im eigenen Blog und in allen befreundeten Blogs beworben wird, finden sich auch Käufer_innen.

Zu Laien ansprechen: Allzuviel Fachkauderwelsch und vorausgesetztes Vorwissen kann abschreckend wirken. Von Laien und Autodidakten geschriebene Anleitungen haben aber auch ihre Tücken ;-) Ich habe dazu einen aktuellen Fall. Im großen deutschen Hobbyschneiderinnenforum hat gestern eine Frau gefragt, was ein "rückwärtiger Maschenanschlag" ist. Sie hat das in keinem Nachschlagewerk gefunden. Der Ausdruck steht in einer Strickanleitung für einen Babymantel - explizit als anfängergeeignet gekennzeichnet. Nach einigem Rumraten haben wir sie gebeten, die ganze Stelle der Anleitung abzutippen und da es sich um Zunehmen am Anfang der Reihe gehandelt hat, wird wohl "aufstricken" gemeint gewesen sein. Unter dem Ausdruck findet man dann auch Erklärungen, wie das geht. Wenn die Anleitungsschreiberin den üblichen Fachausdruck und keinen selbst erfundenen verwendet hätte, wäre es für die Leserin leichter gewesen.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon Zora » 11.03.2018 21:37

Ja, stimmt, viele "einfache" Bücher sind von der erfolgreichen Bloggerin XY verfasst ;) Vielleicht sollte ich auch mit dem Bloggen beginnen *eyebrow* Der Markt von Näh-Blogs ist vielleicht weniger umkämpft als bei Kochblogs^^ *sewing*
Aber die müssen ihre Schnittmuster ja auch selbst machen, Tilly Walnes ist auch glaube ich eher Hobbyschneiderin, die bringt aber immer schöne Schnittmuster raus. Wobei ich echt nicht weiß, ob sie da nicht vielleicht Hilfe bekommt. Aber ihre Anleitungen funktionieren, damit bin ich zufrieden.

Das mit selbstgemachten Fachwörtern, die dann zentral sind, ist generell so ein Problem ;) Wobei sich mir nicht erschließt, warum der eine Begriff einfacher oder besser sein soll als der andere...?

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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 12.03.2018 08:32

Einfacher oder besser ist da nicht das Thema, sondern bekannter. Wenn ich nach "rückwärtigem Maschenanschlag" suche, finde ich in Büchern gar nichts und im Web nichts, was in die richtige Richtung geht, zu "rückwärts anschlagen" gibt es einen guten Treffer.

Die Bezeichnung "aufstricken" wird für diese Technik hingegen seit über 100 Jahren verwendet und findet sich in allen Strick- und Handarbeitslehrbüchern und an vielen Stellen im Web. Die älteste Anleitung in meiner Sammlung dazu findet sich in Thérèse de Dillmonts "Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten" von 1886.

Die Biografie dieser Autorin zeigt auch schön, welche Basis Autorinnen von Handarbeitsbüchern früher hatten. Sie hat als Kind eine Stickschule besucht, später gemeinsam mit ihrer Schwester ebenfalls eine Stickschule begründet und im Alter von 40 Jahren mit der Herausgabe ihres Handarbeitsbuchs begonnen, das zunächst in monatlichen Heften erschienen ist und später als gebundenes Buch und noch Jahrzehnte nach ihrem Tod von DMC (Stickgarnhersteller) immer wieder neu aufgelegt wurde. https://en.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9r ... e_Dillmont - Vom Marketing her also ganz ähnlich wie die heutigen aus Blogartikeln entstandenen Bücher, bloß viel, viel profunder und genauer. (Und umfangreicher: meine Ausgabe hat 878 Seiten + Inhaltsverzeichnis! Sie ist auf relativ dünnem Papier gedruckt, damit das Buch nicht zu schwer wird. Vergleiche das einmal mit den zahlreichen Handarbeits- und Nähbüchern aus dem Stiebner oder Frech (Topp) Verlag, die grad mal 150 bis 200 Seiten umfassen.)
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 06.07.2018 09:46

Wieder einmal ein Anleitungsvideo zu meinem Lieblingsthema Bügeln :) Diesmal das Bügeln von Herrenhemden
https://vimeo.com/55815427, erklärt von einem auf Maßhemden spezialisierten Herrenschneider.
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Re: empfehlenswerte Anleitungsvideos

Beitragvon ju_wien » 19.05.2019 08:20

Update: Doris&Su zeigen in ihrem YouTube-Channel viele Nähdetails https://www.youtube.com/channel/UCz_qUs ... i9ga1BXVvA (ich kam eben darauf, als ich nach einer besseren Lösung für das hier angesprochene Verarbeitungsproblem bei Passe und Armloch suchte). Im Blog dazu https://dorisundsu.jimdo.com/ gibt es geschriebene Anleitungen und weitere Tipps. Doris Becker und Su Hilgers sind beide gelernte Schneiderinnen und Dozentinnen an einer Fachschule in Köln.

Ebenfalls empfehlenswert: Die Tutorials von Lilo Siegel https://www.youtube.com/channel/UCpUwGs ... OuokfqX0_A - die hat von Kindheit an genäht, ihr Leben lang in der Bekleidungsindustrie gearbeitet (zuletzt als Lehrlingsausbildnerin und in der Qualitätskontrolle).

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