Vor ein paar Tagen bin ich in ein T-Shirt vom Frauenlauf 1999 geschlüpft und habe es sofort wieder ausgezogen - viel zu weit und zu lang. Taugt maximal als Nachthemd. Aber Nachthemden habe ich ohnehin mehr als genug. Wegschmeißen ist nach kaum 22 Jahren noch keine Option

und Putzfetzen habe ich auch für die nächsten drei Leben. Also enger und kürzer machen
Einen Schnitt von einem passenden T-Shirt (
viewtopic.php?f=72&t=8341&start=165#p127971 Nr. 15 von meiner Nähliste) hatte ich ohnehin noch nicht weggeräumt, also kein Problem.
Dachte ich.
Beim Anzeichnen des Schnitts hat sich rausgestellt, dass 1. das Zeug a) ziemlich verzogen ist (wie *alle* gekauften T-Shirts) - also, gründlich bügeln, damit es wenigstens glatt liegt, solange der Papierschnitt drauf liegt. 2. ein kleines Loch unterhalb der Schulternaht, das ich beim Zuschneiden vermeiden sollte. 3. sollte ich auch nicht zu weit runter, da ich sonst die Werbeaufschrift halb im Saum habe. Den Schnitt vom "neuen" Shirt so auflegen, dass ich den vorhandenen Saum gleich verwenden kann, war deshalb keine Option, weil ich dann das große Frauenlaufmotiv am Rücken nur teilweise drauf bekommen hätte. 4. Wenn die Höhe so passt, dass das Motiv schön zur Geltung kommt, bin ich mit der breitesten Stelle des Schnitts (direkt unterhalb vom Armloch) schon im Bereich der alten Armlöcher - das geht sich haarscharf aus, wenn ich die 22 Jahre alten Nahtzugaben schön glatt ausbügle. Beim Raustrennen der Ärmel und des Verstärkungsbandes über Schulternähten und rückwärtigem Halsausschnitt habe ich dann noch gesehen, dass das Halsbündchen auch nicht mehr ganz "taufrisch" ist - an den Kanten ein bisschen abgestoßen. Kein Wunder, das Shirt ist sicher 500 mal gewaschen worden, wenn nicht öfter.
Also: neues Bündchen.
Gestern den Einkauf am Bauernmarkt so eingerichtet, dass sich ein Besuch in der Stoffecke ausgeht (*keine* gute Idee, am Samstag Vormittag sind *alle* dort einkaufen und viele der Damen haben Stoffvorräte für die nächsten Monate ausgesucht und abschneiden lassen). Der weiße Bündchenstoff war natürlich ein etwas anderer Weißton als das Shirt und die Jerseys waren alle viel weißer oder cremefarbener. Also bei den farbigen Bündchenstoffen gesucht und einen verwaschen türkisfarbenen gefunden, der halbwegs zum Aufdruck passt. Kontrastfarbenes Bündchen heißt natürlich, dass man jeden schiefen Stich deutlich sieht

Aber das nahm ich in Kauf.
Bei der Suche nach dem passenden Bündchenstoff ist mir noch ein Rest von einem weißen Frotteejersey in die Hände gefallen. So ein Pech aber auch

und ein Stück dunkelblaues Ripsband zum Umarbeiten des Seidenrocks habe ich auch gefunden. Also Erfolg auf der ganzen Linie.
Das Bündchen habe ich nach dem Schließen und Versäubern der Schulternähte zum Ring geschlossen angenäht (mit der Nähmaschine, schmaler Zickzack) und dann gecovert. Tja. Coverlock umbauen. Bei einer Probenaht feststellen, dass der Faden vom Kettengreifer genau null Spannung hat. Fehler gesucht und irgendwann gefunden. (Und dabei festgestellt, dass ich die eine Schraube von der Stichplatte nicht aufkriege und daher darunter nicht saubermachen kann. Vielleicht schaffe ich es ja, die Maschine irgendwann zum Pflänzel zu transportieren und dort einen starken Mann mit Schraubendreher um Hilfe zu bitten

Kommende Woche wäre ideal, da es etwas kühler sein wird.
Nachdem die Probenähte auf diversen Stoffresten endlich ok waren, das T-Shirt unter das Füßchen gelegt. Naja, das war der Plan. Die Kombination aus Schulternaht und Bündchen war aber dicker als der Raum unter dem Füßchen. Also mit spitzer Schere alle Nahtzugaben, die irgendwie entbehrlich waren, stufig abgeschnitten, wie ich das sonst höchstens bei ganz dicken Wollstoffen mache. Dann ging es so halbwegs darunter, der Transport war aber mehr als zäh. Also mit der rechten Hand gekurbelt und mit der linken Hand den Stoff weiter bewegt, bis ich über die dickste Stelle hinweg war. Dann gleich einmal schief gekommen und das Stück wieder aufgetrennt. Beim Auftrennen habe ich ein Stück von der Nähmaschinnaht mit erwischt. Also die wieder geschlossen. Dabei eine Falte gesteppt, wo keine sein sollte. Aufgetrennt und neu. Dann im zweiten Versuch, mit viel Geduld und händischer Nachhilfe rund um das Bündchen gecovert. Uff. Pause verdient

(Eigentlich gab es keinen Kaffee, sondern ein Viertel Pizza.)
wip-frauenlaufshirt.jpg
Wenn ich dann wieder bei Kräften bin, schneide ich die Ärmel zu, überlege mir, ob ich die Säume irgendwie mit dem übrig gebliebenen Bündchenstoff behübschen kann und nähe das Zeug zusammen.
Jedenfalls weiß ich jetzt, womit die Nähanfängerinnen zu kämpfen haben, wenn sie Kindershirts und Strampelhosen mit Bündchen nähen, weil überall erklärt wird, dass man für Bündchen Bündchenware braucht.
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