Nähen hat noch ein paar Tage Pause. Das hellblaue Sommerkleid hatte ich in Bad Leonfelden mit und trug es im Hotel zu den Mahlzeiten und beim Flanieren durch die Stadt. Es trägt sich sehr angenehm, der Stoff ist absolut koffertauglich. Allerdings ist er relativ schwer. Ich bin also am Überlegen, ob ich das Kleid noch einmal umarbeite: Oberteil ein bisschen mehr taillieren, Abnäher im Rücken und an den Seiten ein bisschen wegnehmen (einen RV habe ich ohnehin schon) und den Rock noch einmal abtrennen und einen etwas kurzeren und weniger weiten Rock machen. Da noch etliche Meter von dem Stoff da sind, kann ich mich austoben
Aus dem vorhandenen weiten langen gesäumten Stück würde ich gerne einen extra Faltenrock nähen. Da überlege ich, wie ich den Bund machen soll, damit er mir auch mit ein paar kg mehr passt. Faltenröcke mit Gummibund gefallen mir nicht wirklich, außerdem funktionieren sie nur mit leichten Stoffen. Wenn 1/2 kg Baumwollrock dran hängt, rutscht ein Gummibund auf die Hüften (oder der Gummi muss *so* fest sitzen, dass er unangenehm wird).
Alternative wäre ein klassischer "Durchzug", wie er früher bei Kinderkleidung und bei Herrenhosen zum Anpassen üblich war: an der Innenseite des Bundes einen Tunnel aufsteppen, ein Gummiband mit Stoffenden durchziehen. In die Stoffenden kommen Knopflöcher und an der Innenseite des Bundes Knöpfe. Da ich den Verschluss an der Seite habe, muss ich mir überlegen, wo ich die Durchzugbereiche und die Knöpfe anbringe, damit der Rock einigermaßen symmentrisch bleibt. Außerdem kann ich keine feste Bundeinlage verwenden, der Verschlussbereich braucht aber jedenfalls ein bisschen Einlage.
Als andere Lösung denke ich über eine Art Wickelrock nach, weiß aber noch nicht wie.
Nebenbei ist mir dabei aufgefallen, dass Rockbünde, wie wir sie heute kennen, bis in die 1960er Jahre nur bei Hosen verwendet wurden. Bei Röcken wurde oben ein Band angenäht: Ripsband oder elastisches Miederband (das ist ein spezieller Gummi mit einem Annährand und Querverstärkung, damit er sich nicht einrollt) oder festeres Gürtelband und mit Haken und Ösen verschlossen. Das Band wurde dann nach innen umgelegt und, je nach Modell, angehext oder mit Futter versäubert und befestigt oder lose gelassen. Von außen war also kein Bund sichtbar.
Als noch Hosenträger üblich waren, hatten auch die Herrenhosen keinen Bund.
Auf einem alten Bild im Bad Leonfelder Schulmuseum sah ich übrigens eine interessant geschnittene Bubenhose:
http://www.haibach-donau.at/wp-volkssch ... 11644#main
Sie hatte einen Bund mit Knopfverschluss und zwei Taschen, aber keinen Hosenschlitz wie wir ihn heute kennen und erinnert ein bisschen an die weiten Hosen aus dem arabischen Raum ("Saruelhosen").