von ju_wien » 19.09.2014 04:56
erstens kann es am schnitt liegen. bei den bekannten schnittmusterherstellern wie burda, vogue, simplicity usw passiert da sehr selten was, aber bei handmade culture fand ich schon einige anleitungen bei denen ich mir dachte, dass an entscheidenden stellen was fehlt oder so nicht funktionieren kann und man dann improvisieren muss. (genäht habe ich aber noch nicht danach, nur die anleitungen durchgelesen.
zweitens kanns am stoff liegen. ich habe im laufe des sommers heuer schon 3 sachen genäht, wo zuschneiden die hölle war, weil der stoff sich während des auflegens vom papier und aufsteckens so verändert hat, dass man keine 2 gleichen teile zusammenkriegt (die 2 crash-plisse oberteile und das jersey-nachthemd)
drittens kanns beim ausdrucken + zusammenkleben des schnittmusters passiert sein. bei so grossen teilen addieren sich kleine fehler ziemlich schnell zu ein paar cm die dann zu wenig oder zuviel sind.
ein fehler an der schnittkonstruktion selbst oder beim zusammenkleben des schnittmusters würde zwar erklären, wieso mittelteil und seitenteil nicht zusammenpassen, aber er erklärt nicht, warum die beiden seitenteile unterschiedlich sind oder warum oberstoff und futter unterschiedlich sind. da würde ich eher drauf tippen, dass sich der stoff während des aufsteckens und zuschneidens gedehnt hat oder dir ein schnittteil verrutscht ist.
bei dicken stoffen muss man auch darauf achten, dass der stoff durchs reinstecken der stecknadeln gebogen wird. wenn du dann den papierschnitt runternimmst, ist er länger als vorher, als der schnitt noch drauf steckte. profis verwenden deshalb oft gewichte zum beschweren des schnitts statt stecknadeln. (ausserdem aus faulheit/zeitersparnis.) [*] das könnte erklären, warum der oberstoff größer ist, als das futter. abhilfe: nach dem auflegen und ausrichten des papierschnitts zuerst an den äußersten enden stecken und dann dazwischen.
geh es systematisch an:
1. papierschnitt prüfen. nebeneinanderlegen, eventuelle passzeichen beachten. sind die nahtlinien gleich lang? wenn nicht, hast du den schuldigen. dann musst du halt den längeren teil kürzen, noch einmal prüfen und dann damit noch einmal zuschneiden.
2. wenn der papierschnitt passt, ihn noch einmal auf alle teile drauflegen (nicht stecken, sondern mal nur leicht beschweren) und schauen, wo der stoff um mehr als naht- oder saumzugabe vorsteht.
3. beim zusammenstecken darauf achten, dass du genau in der nahtlinie steckst und die stofflagen dabei möglichst wenig verbiegst. 1 mm neben der nahtlinie macht bei runden teilen am umfang 6 mm aus (u = 2 * r * pi)
4. wenn du dabei auf keinen grünen zweig kommst, pack das zeug samt eventuellen stoffresten, schnitt und anleitung in eine große tasche und fahr in die nähinsel. gemeinsam werdet ihr den schnitt und den stoff schon zähmen!
ich kann mich noch vage erinnern, dass meine mutter, die sehr viel genäht hat (für uns drei kinder wirklich alle kleidungsstücke, bis weit ins mittelschulalter hinein und auch für sich selbst) bei den 2 wetterflecken, die sie mir im laufe meiner schulzeit genäht hat, ziemlich verzweifelt ist, weil das futter nicht gepasst hat und sie immer wieder aufgetrennt hat. dabei war das eine ein fester wollstoff von einem alten herrenwintermantel und das andere ein loden, beide also formtreu. irgendwie hat sie es aber trotzdem geschafft und sie sahen fertig dann sehr schön aus.
zur not kannst du den poncho immer noch ungefüttert lassen. vielleicht pickt er eh nicht so. oder du trägst drunter halt rutschige sachen.
[*] ich persönlich verwende meistens lieber stecknadeln, weil ich den papierschnitt bis zum zusammennähen drauf gesteckt lasse. das erleichtert das identifizieren der teile sehr, vor allem bei kleinen teilen, die ähnlich aussehen, sich verformen, wenn der kreidestrich schon halb weg ist usw und wenn zwischen zuschneiden und nähen nicht ein paar minuten, sondern tage oder wochen liegen.