Nachdem ich im "Nähzimmerplaudereien" Blog auf "bei Antwort verständigen" geklickt hatte, kam ich mit dem Bestätigungsmail zu meinen anderen Wordpress-Abos und damit zu "Pattarina", auf das ich schon lang vergessen hatte
https://blog.pattarina.de/die-linie-muss-auf-den-stoff/Offenbar ist die Idee nicht eingeschlafen, im Gegenteil, es gibt immer mehr Schnitthersteller_innen, die eine Pattarina-Version anbieten
https://www.pattarina.de/schnittmuster.htmlPersönlich bin ich ja noch immer nicht überzeugt, dass mir die App mehr Probleme löst, als sie neu schafft. (Abgesehen davon, dass ich noch immer kein Smartphone habe.)
+ Man erspart sich das Ausdrucken und Zusammenkleben von in A4 zerstückelten PDF-Schnitten. Das mache ich aber ohnehin nicht, jedenfalls nicht bei Kleidungsstücken für Erwachsene. (Für kleine Bastelarbeiten wie meine Osterhäschen oder Täschchen usw. ist A4 ein brauchbares Format.)
+ Man spart auch Papier und rettet vielleicht ein paar Bäume.
- Den Papierschnitt kann ich vorab schon vorsichtig anprobieren und die Länge, den Halsausschnitt, die Position von Abnähern, Taschen, Taillennaht überprüfen und vor dem Zuschnitt nach meinen Bedürfnissen anpassen.
Wenn ich direkt auf den Stoff zeichne, geht das nicht und nach dem Zuschneiden ist es ggf. zu spät, vor allem, wenn der Ausschnitt zu groß ist oder die eingeschnittene Tasche um 5 cm zu tief, weil ich kleiner bin als 168. Es kann bei ganz einfachen Sachen von Einkaufsbeutel bis T-Shirt funktionieren, aber bei passformsensiblen Teilen ganz sicher nicht. Außer, man ist ein(e) Herrenschneidermeister(in) mit Jahrzehnte langer Erfahrung im Zuschnitt. In der Herrenmaßschneiderei werden die Schnitte zum Teil noch direkt auf den Stoff gezeichnet.
- Streifen, Karos, große Muster an den Nahtlinien und in der vorderen Mitte schön weiter laufen zu lassen, dürfte auch schwierig sein, wenn man keine entsprechenden Markierungen auf dem Papierschnitt einzeichnen kann und die Schnittteile so lang hin und her legen kann, bis alles perfekt ist. (Wobei, das ließe sich mit dem Pattarina System vielleicht lösen, wenn die Software und die Softwareersteller_innen mitspielen.)
- Feine und flutschige Stoffe werden durch den aufgesteckten Papierschnitt ein wenig stabilisiert. Da erleichtert er mir also das Zuschneiden. Wer Sprühzeitkleber vertraut, kann den Papierschnitt sogar vollflächig auf den Stoff kleben, was beim Zähmen mancher Stoffe vielleicht hilfreich ist (allerdings Vorsicht bei empfindlichen und nicht waschbaren Seiden!)
- Beim doppellagigen Zuschnitt ist durch den Papierschnitt auch gleich die Innenseite definiert, was vor allem bei durchgefärbten oder fadengefärbten Stoffen hilfreich ist, bei denen Innen- und Außenseite gleich aussehen. Das funktioniert durch die Markierung nach dem Pattarinasystem zwar grundsätzlich auch, aber dann muss ich die Linien sofort auf den zweiten Teil übertragen, sonst gibt es später Verwirrung und zwei linke Ärmel. Beim Papierschnitt lasse ich den einfach so lange aufgesteckt, bis der nächste Arbeitsschritt ansteht (Einlage aufbügeln, Ärmelschlitz anfertigen, Teile verbinden ...).
- Dass man beim Markieren des Stoffes einhändig arbeiten muss, weil die zweite Hand das Smartphone hält, wird ja bei dem oben verlinkten Text angesprochen. Das ist wahrscheinlich Übungssache, aber einhändig eine präzise Linie auf Satin, Chiffon oder auch nur Viskosejersey zu bringen, stelle ich mir spannend vor
- Auf dem Papierschnitt kann ich mir auch Notizen machen (zB wo ich was geändert habe, auf wieviel cm eingereiht werden soll, wie lang der Einziehgummi oder das Schrägband ausfallen sollen ...). Das ist bei Schnitten, die man noch einmal verwenden will, hilfreich. Wäre digital sicher auch lösbar, wenn im Programm vorgesehen.
In Summe müssen die Pattarinaleute bei mir noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten *g*