ju näht 2021 ...

Plaudern, Erfolge, Niederlagen, Frust, Zwischenstände, Bilder von unfertigem, Hilfestellung, hier kann jeder sein eigenes Nähtagebuch führen, ganz wie jeder mag!
Bitte nur ein Thread pro User!

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon insa-ana » 28.04.2021 11:27

Das erinnert mich stark an den Anfang der achtziger Jahre, die waren auch so figurgünstig ;) . Bei meiner Größe und Figur habe ich in dem Zeug immer 15-20 Kilo schwerer ausgesehen.
Benutzeravatar
insa-ana
 
Beiträge: 903
Wohnort: Graz Umgebung

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 30.04.2021 08:39

Ich hatte damals einen sehr kleinen Busen und keine Röllchen an den Rippen. Daher konnte ich zB einen Ballonrock gut tragen, der freundlicherweise meine kräftigen Oberschenkel gut kaschiert hat. Aber natürlich trug ich dazu ein schmales Oberteil (anliegender Rollkragenpulli oder dgl.).

Ich klicke mich grad durch Arbeitswesten und Schürzen. Die meisten Westen mit praktischen Taschen werden für Männer angeboten, was ich schnitttechnisch verstehe, da man an einem Männeroberteil die Taschen leichter unterbringt.

Wenn ich versuche, so eine nachzukonstruieren, kann ich Blasbalgtaschen in allen Größen üben *hehe*
https://www.arbeitsbedarf24.de/Profi-Arbeitsweste-Groesse-S-XXL-neo

Diese hat 9 (!) Taschen mit und ohne Verschluss https://www.arbeitsbedarf24.de/arbeitsweste-gefuettert

Die ist sehr speziell für kleine Werkzeugteile ausgelegt https://www.hornbach.de/shop/Arbeitsweste-Makita-schwarz-blau-510x640-mm/10343724/artikel.html
Diese hat 4 Taschen https://galabau-kleidung.de/shop/gartenbau-landschaftsbau-jacken-westen
Die hat laut Beschreibung noch mehr Taschen, als man auf den ersten Blick sieht https://www.engelbert-strauss.at/westen/weste-e-s-image-3140111-77270-1.html

Die Gartenschürzen für Damen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie aus Blümchenstoff genäht sind ;) Blümchenstoff ist ja nicht falsch, da man auf gemusterten Stoffen nicht jeden winzigen Fleck sieht, aber ohne Taschen und dafür mit Rüschen, an denen man stundenlang bügelt, finde ich halt etwas realitätsfern.

Und Taschen mitten auf dem Bauch sind bei Schürzen ok, die man in der Küche oder beim Wäscheaufhängen trägt ("Kluppenschürze"), aber beim Bücken fliegt die eine Hälfte raus und die andere Hälfte spießt sich (siehe die Fotos, wo Gartenwerkzeug in den Taschen steckt) https://www.expertest.de/gartenschuerze-testvergleich/ und https://www.amazon.de/Gartenschuerzen/b?node=4288442031 (ich entlinke die Dinger, damit ich manch merkwürdiger Suchseite nicht auch noch Treffer schicke)

Wird fortgesetzt, aber jetzt muss ich die Regenpause zum Einkaufen am Bauernmarkt nützen.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 30.04.2021 12:31

Und noch viele vielversprechende und abschreckende Beispiele https://www.amazon.de/Gartenschuerzen/b?node=4288442031
https://duckduckgo.com/?t=ffnt&q=gartenarbeitssch%C3%BCrze&iax=images&ia=images

Eine klassische Kittelschürze (kürzer, damit ich beim Bücken nicht den Gartenboden aufwische) wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Vom Schnitt her sind eine ärmellose Kittelschürze und eine lose Weste identisch. (Nebstbei: nach Kittelschürze zu googeln bringt lustige Ergebnisse und Erkenntnisse - die gemusterten Polyesterhauskittel, die bei diversen Marktständen angeboten und gelegentlich von alten Frauen getragen werden, sind "retro" und "DDR-Stil" und nach manchen Quellen auch "sexy")

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 02.05.2021 08:03

Als ich das Foto bei HS24 sah, dachte ich, es sei eine lose Jacke, die man über schmale Kleider tragen kann, aber es ist ein Kleid mit Fledermausärmeln https://somethingdelightful.com/v1720
Wenn man die Rückenansicht genau aunschaut, sieht man, dass der graue Seitenteil oben lose über dem schwarzen Mittelteil liegt https://cdn11.bigcommerce.com/s-9lsm50z ... 41.jpg?c=1

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass grau und schwarz am Halsausschnitt miteinander verstürzt sind. Wie siehst du das, Insa-ana?

//OT: Im Komolka-Onlineshop sah ich gecrashten Seidenchiffon https://www.komolka.at/stoffe/basics/seide/chiffon
Der wäre für leichte Sommersachen ideal, aber man sollte vorher einen Plan und einen Schnitt haben, da es bei dem Preis auf einen halben Meter mehr oder weniger durchaus ankommt ;) Vielleicht gibt es im Laden mehr Farben oder sogar gemusterte Ballen? Ich glaube, ich muss mir was überlegen und dann einen Besuch riskieren.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 02.05.2021 10:21

Da wegen dem Sturm sowohl Joggen als auch Gartenarbeit flach fallen, muss ich surfen ;-)

Ein Anleitungsvideo für das Bügellineal von Prym (wofür Schneiderinnen und Nähkursbesucherinnen einen Papier- oder Kartonstreifen verwenden).
https://www.youtube.com/watch?v=xWB_X9qLC7s
An dem Video finde ich genial, dass sie 30 cm markiert und bügelt und beim nächsten Hinschauen die ganze Knopflochleiste vom Hals bis zum Saum fertig gebügelt ist *g*

Und: ja, Maschinknopflöcher lassen sich viel leichter arbeiten, bevor das Oberteil zusammengesteppt und der Kragen angenäht worden ist. So wird das in der Konfektion auch gemacht. Allerdings sind Anproben so unmöglich und das Problem, wie man das Knopfloch am Kragensteg schön hinkriegt, lösen sie damit auch nicht.

In dem Video war eine Bügelunterlage mit Karo und Messskala zu sehen. Sowas wäre manchmal praktisch, vor allem bei Stoffen mit "Eigenleben" (Viskosejersey, weiche Strickstoffe, Krepp, Chiffon, Satin ...). Also habe ich nach Prym Bügelunterlage gegoogelt und bin da gelandet https://www.prym.de/p/buegelunterlage-multi-16119260 und da frage ich mich, was sie sich genau vorgestellt haben. Auf 50 x 92 cm kann man zwar kleine Patchworkteile bügeln und eventuell noch Kindersachen oder Dessous, aber eine Hose oder einen Mantel kriegt man nur abschnittsweise drauf, von Bettwäsche, Tischtüchern oder großen Patchworkprojekten ganz zu schweigen (die kriegt man auch auf große Bügeltische nur abschnittsweise drauf, wenn man nicht zufällig eine Hotelwäscherei mitbenützen darf). Die Werkzeugtaschen an der Vorderseite ziehen an dem guten Stück, man braucht also ein paar Reservehände, um die Bügelunterlage am Davonrutschen zu hindern.

Auf einem Foto wird die Bügelunterlage gleichzeitig als Nähmaschinenunterlage verwendet. Da hindert die Maschine das Tuch am Runterrutschen, aber die Bügelfläche ist dann minimal. Für meine Osterhasen oder für Topflappen oder Taschentüchertäschchen gerade noch geeignet, für Kleidernähen nicht, nicht einmal für Kinderkleider.

Sie bieten auch Bügelbrettüberzüge mit Karo und Skala an, da muss ich einmal schauen, ob einer davon zu meinem Bügelbrett passt und dann braucht man beim Spannen viel Gefühl, damit die Linien nachher noch gerade und maßgenau sind.

Von Prym gab es vor Jahren ein halb transparentes Bügeltuch (aus Organdi?). Meines ist schon ziemlich zerschlissen und ich suche schon länger Ersatz dafür. Bei Prym wird aktuell nur das angeboten https://www.prym.de/p/buegeltuch-16119290 und da frage ich mich schon ... Wer kommt bitte auf die Schnapsidee, ein Bügeltuch mit Schrägband einzufassen, damit sich die Ränder besser durchdrücken können? Oder soll das dazu gut sein, dass man nicht versehentlich über den Rand hinaus bügelt? Es ist ja nur 45 x 50 cm groß, also für einen Jackenvorderteil oder für Bügelfalten an einer Hose sowieso schon zu klein. Wenn mir irgendwo einmal Seidenorganza über den Weg läuft, muss ich beim Preis ganz schnell wegschauen und einen Meter kaufen, dann ist mein Problem hoffentlich wieder für viele Jahre gelöst.

Ebenfalls grenzgenial *öhm* https://www.prym.de/p/buegelunterlage-multi-16119260 Der Platz für das Nadelkissen ist genau dort, wo man beim Nähen an der Maschine sitzt. Wenn man also näher rückt, um zu nähen, verfangen sich die Nadeln im Pullover oder Shirt oder man streift sie beim Aufstehen ab und darf sie dann am Boden suchen. Nebenbei: in der Beschreibung steht "100 % Baumwolle", auf dem Foto ist die silberfarbene Folie an der Rückseite zu sehen, die den Tisch vor dem Bügeldampf schützen soll. Hmmm.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 02.05.2021 14:45

26. Februar:
ju_wien hat geschrieben:Bei dem Strickmantel habe ich die Nahtzugaben an den Schultern lt. Anleitung mit Bügelvlieseline beklebt. Die Ärmel werden beim Tragen trotzdem immer länger. Ich werde also noch ein Webband unter die Schulternaht und unter den hinteren Halsausschnitt nähen.


2. Mai: Heute habe ich den Strickmantel tatsächlich in die Hand genommen und ein Band unter die Schulternaht genäht. Beim Anprobieren habe ich mich wieder gefragt, ob ich die Ärmel nicht ein wenig kürzen sollte. Überlang ist zwar kuschelig, aber es sieht merkwürdig aus und praktisch ist es auch nicht, wenn man überall hängen bleibt. Jetzt habe ich aber beschlossen, den Mantel zuerst einmal zu waschen, bevor ich endgültigen Entscheidungen treffe. Er schwimmt grad im Waschbecken und dann habe ich lange Zeit, bis er so trocken ist, dass ich ihn wieder anprobieren kann.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 02.05.2021 20:08

In einem der zahlreichen Anleitungsvideos von Threads zeigt sie, wie man aus einem Ärmelgrundschnitt unten oder/und oben gezogene Ärmel entwickelt (Bischofsärmel, Puffärmel usw.) Und dann zeigte sie ganz kurz einen Ärmel, den sie als "cawl sleeve" bezeichnet hat. Der Schnitt wird mehrfach eingeschnitten und nach oben und zur Seite gespreizt. Dadurch bekommt er an der Kugel Mehrweite und Mehrlänge wie ein Wasserfallausschnitt bei einem Shirt oder Kleid. Für einen besseren Fall der Drapierung soll man den Ärmel im Schrägfadenlauf zuschneiden. Soweit, so klar.

Völlig unklar ist mir das Zusammennähen und Einsetzen, das sie auch nicht gezeigt hat. Was vorher der Schulterpunkt des Ärmels war, ist ja nun eine lange Gerade, an die sie noch eine breite Zugabe (Besatz) angefügt hat.

Googeln nach cawl sleeve brachte ein paar Video-Tutorials von indischen oder pakistanischen Mädchen, die allerdings nicht sehr schnitterfahren wirkten, sondern mehr herumprobiert haben, wie es funktionieren *könnte*. Ein paar Zeichnungen https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cowl_sleeve.jpg https://i.pinimg.com/originals/b5/ef/ea ... a23772.png https://www.theshapesoffabric.com/2019/ ... e-pattern/

Wird der Ärmel an der horizontalen Linie so gefaltet und geschlossen, dass die zwei Schulterpunkte wieder einer werden und an der Schulternaht landen? Bei einem Wasserfallausschnitt hängt die Mehrweite ja lose und bei dem Threads Tutorial hat das auch nach lose ausgesehen. Hier http://assets.burdastyle.com/project_im ... 1298875010 sieht es so aus, als wäre die waagrechte Linie geschlossen und das sieht auch so aus, als wäre diese Art Ärmel Teil einer asiatischen Tracht, aber da muss ich noch weiter forschen. (Der Name auf dem Foto führt zu einem Nähblog mit unendlich vielen Einträgen, wo man sich aber durch viele, viele Täschchen, Kinderröckchen usw. wühlen muss, um was zu finden. Und "poori" dürfte die Bezeichnung für ein Fladenbrot sein, das sich beim Backen ballonartig aufbläst, was bei den Ärmeln ja irgendwie auch der Fall ist. Beides führt mich aber nicht zu Ärmelnähanleitungen ;-) )

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 03.05.2021 05:46

Ein Rätsel gelöst. http://rhondabuss.blogspot.com/2012/03/ ... ys_31.html Das ist die Methode, die in dem Threads-Video gezeigt wird. Da entsteht ein Guckloch. Bei den indischen Ärmeln wird der Rand geschlossen, dadurch entsteht eine Verlängerung der Schulternaht. Das ist ein Kaufshirt mit größerem Guckloch am Oberarm https://i.pinimg.com/564x/93/61/cf/9361 ... 0878a3.jpg

Und ein OT Fundstück! https://i.redd.it/agx7ud8a1pw61.jpg https://www.reddit.com/r/sewing/comment ... t_pattern/ Solche Miniröcke aus Rauhleder hatte fast die halbe Klasse. Einige hatten gebogene Kanten (wie bei Spitze). Und ziemlich alle hatten gelegentlich Probleme mit den Druckern. Die gingen nämlich bei raschen Bewegungen gerne auf und dann stand die Trägerin ohne Rock da.

Das ist anscheinend eine iranische Version von Pinterest oder so, jedenfalls hat da jemand eine interessante Schnittmischung gesammelt https://what.splus.ir/khayatiaban/15772 ... 8%A7%D9%86
Die Manschetten sehen recht historisch aus. Wäre interessant, woher die Zeichnung wirklich stammt (und ob das Ärmel oder Hosenbeine sind).

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 06.05.2021 08:54

Ein Nähblogbeitrag von einer Frau die offenbar genausoviel Anleitungen und Nähbucher liest wie ich, aber zwischendurch auch manchmal näht :D https://rosafelsenstadt.blogspot.com/20 ... kchen.html

Die Gegenüberstellung der Methoden von Claire Shaeffer und Inge Szolysik-Sparrer finde ich interessant. Beide arbeiten nach "Haute Couture" Regeln und haben den Anspruch, sehr hochwertige Kleidung herzustellen. Da Claire Shaeffer ihre Couturemethoden vor allem aus Werken bezieht, die heute im Museum ausgestellt sind (also Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts angefertigt wurden), gibt es bei ihr zB keine Bügeleinlagen, weil die erst in den 1960er Jahren auf den Markt gekommen sind und anfangs nur in wenigen Stärken und mit bescheidenen Klebeeigenschaften verfügbar waren. Inge SP produziert mit den Mitteln des 21. Jahrhunderts.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 06.05.2021 09:10

Und ein trachtiger Kittel, der sich auch für die Gartenarbeit eignen würde https://naehzimmerplaudereien.com/2019/ ... 19-heimat/

Interessant, dass er keine eigenen Taschen hat, sondern nur Schlitze, durch die man zu Taschen durchgreifen konnte. In welchem Kleidungsstück waren also die Taschen?

Ich bin übrigens bei dem Blog gelandet, da ich nach Seidenorganza gegoogelt hatte und Ines einen Beitrag über einen Bleistiftrock verfasst hat https://naehzimmerplaudereien.com/2018/ ... stiftrock/ Die Fliege über dem Schlitz hat sie mit echter Nähseide aus dem Heimatwerk in Graz genäht! Sie selbst ist aber in Deutschland zu Hause, am Rand der Schwäbischen Alb.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 06.05.2021 10:50

Nachdem ich im "Nähzimmerplaudereien" Blog auf "bei Antwort verständigen" geklickt hatte, kam ich mit dem Bestätigungsmail zu meinen anderen Wordpress-Abos und damit zu "Pattarina", auf das ich schon lang vergessen hatte https://blog.pattarina.de/die-linie-muss-auf-den-stoff/
Offenbar ist die Idee nicht eingeschlafen, im Gegenteil, es gibt immer mehr Schnitthersteller_innen, die eine Pattarina-Version anbieten https://www.pattarina.de/schnittmuster.html

Persönlich bin ich ja noch immer nicht überzeugt, dass mir die App mehr Probleme löst, als sie neu schafft. (Abgesehen davon, dass ich noch immer kein Smartphone habe.)

+ Man erspart sich das Ausdrucken und Zusammenkleben von in A4 zerstückelten PDF-Schnitten. Das mache ich aber ohnehin nicht, jedenfalls nicht bei Kleidungsstücken für Erwachsene. (Für kleine Bastelarbeiten wie meine Osterhäschen oder Täschchen usw. ist A4 ein brauchbares Format.)

+ Man spart auch Papier und rettet vielleicht ein paar Bäume.

- Den Papierschnitt kann ich vorab schon vorsichtig anprobieren und die Länge, den Halsausschnitt, die Position von Abnähern, Taschen, Taillennaht überprüfen und vor dem Zuschnitt nach meinen Bedürfnissen anpassen.

Wenn ich direkt auf den Stoff zeichne, geht das nicht und nach dem Zuschneiden ist es ggf. zu spät, vor allem, wenn der Ausschnitt zu groß ist oder die eingeschnittene Tasche um 5 cm zu tief, weil ich kleiner bin als 168. Es kann bei ganz einfachen Sachen von Einkaufsbeutel bis T-Shirt funktionieren, aber bei passformsensiblen Teilen ganz sicher nicht. Außer, man ist ein(e) Herrenschneidermeister(in) mit Jahrzehnte langer Erfahrung im Zuschnitt. In der Herrenmaßschneiderei werden die Schnitte zum Teil noch direkt auf den Stoff gezeichnet.

- Streifen, Karos, große Muster an den Nahtlinien und in der vorderen Mitte schön weiter laufen zu lassen, dürfte auch schwierig sein, wenn man keine entsprechenden Markierungen auf dem Papierschnitt einzeichnen kann und die Schnittteile so lang hin und her legen kann, bis alles perfekt ist. (Wobei, das ließe sich mit dem Pattarina System vielleicht lösen, wenn die Software und die Softwareersteller_innen mitspielen.)

- Feine und flutschige Stoffe werden durch den aufgesteckten Papierschnitt ein wenig stabilisiert. Da erleichtert er mir also das Zuschneiden. Wer Sprühzeitkleber vertraut, kann den Papierschnitt sogar vollflächig auf den Stoff kleben, was beim Zähmen mancher Stoffe vielleicht hilfreich ist (allerdings Vorsicht bei empfindlichen und nicht waschbaren Seiden!)

- Beim doppellagigen Zuschnitt ist durch den Papierschnitt auch gleich die Innenseite definiert, was vor allem bei durchgefärbten oder fadengefärbten Stoffen hilfreich ist, bei denen Innen- und Außenseite gleich aussehen. Das funktioniert durch die Markierung nach dem Pattarinasystem zwar grundsätzlich auch, aber dann muss ich die Linien sofort auf den zweiten Teil übertragen, sonst gibt es später Verwirrung und zwei linke Ärmel. Beim Papierschnitt lasse ich den einfach so lange aufgesteckt, bis der nächste Arbeitsschritt ansteht (Einlage aufbügeln, Ärmelschlitz anfertigen, Teile verbinden ...).

- Dass man beim Markieren des Stoffes einhändig arbeiten muss, weil die zweite Hand das Smartphone hält, wird ja bei dem oben verlinkten Text angesprochen. Das ist wahrscheinlich Übungssache, aber einhändig eine präzise Linie auf Satin, Chiffon oder auch nur Viskosejersey zu bringen, stelle ich mir spannend vor *hehe*

- Auf dem Papierschnitt kann ich mir auch Notizen machen (zB wo ich was geändert habe, auf wieviel cm eingereiht werden soll, wie lang der Einziehgummi oder das Schrägband ausfallen sollen ...). Das ist bei Schnitten, die man noch einmal verwenden will, hilfreich. Wäre digital sicher auch lösbar, wenn im Programm vorgesehen.

In Summe müssen die Pattarinaleute bei mir noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten *g*

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 06.05.2021 10:57

Einige geniale Westen - Umhängtaschen - Rucksack - Kreationen, von denen die eine oder andere zu meiner Gartenschürzenweste werden könnte https://initiative-handarbeit.de/kollek ... mmer-2019/

Insa-ana, wenn du irgendwann die vielen Polsterüberzüge überstanden hast und meine Tipporgien nachliest, schau dir bitte die Anleitung zu dieser Utensiloweste an https://initiative-handarbeit.de/anleitungen/the-wrap/
Auf den Fotos sieht die Weste verstürzt und dann abgesteppt aus, aber in der Anleitung schreibt sie, dass man zuerst die Schulter- und Seitennähte an beiden Lagen schließen soll und dann die Nähte links auf links aufeinanderlegen und fixieren (Stepp im Nahtschatten oder Lederklebeband). Anschließend die Teile an den Kanten knappkantig zusammen steppen, dabei ein Stück für den Gürtel offen lassen.

Bei Leder und anderen sehr steifen Materialien kann Verstürzen schwierig bis unmöglich sein, vor allem, wenn die Wendeöffnung klein ist. Aber ob es leichter ist, die Kanten deckungsgleich aufeinander zu steppen? Bei Leder ja, da kann man offenkantig arbeiten und die Nahtzugaben nachher knapp abschneiden, aber bei Stoffen, die an der Kante eingeschlagen werden müssen? Wie siehst du das?

Ich muss mich ja nicht an die Anleitung halten, ich würde nur gerne verstehen, was sie gemacht hat und warum.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 07.05.2021 06:18

In Season 3 von Teach Yourself to Sew geht es um "Couture"-Techniken. In diesem Video erklärt Judith Neukam, warum Heften wichtig ist und welche Varianten es gibt https://www.threadsmagazine.com/2014/02/07/basting

Soweit, so gut. Ein paar Minuten Heften kann stundenlanges Auftrennen ersparen, ist also oft die Zeit wert. Aber sie verwendet in dem Video normale Heftstiche (also keine Schlupferl) auch zum Markieren zweier Stofflagen, sogar bei Abnähern und Falten. Ich glaube, dass sie das nicht genau überlegt hat und damit ein paar Zuschauerinnen verwirrt ;)

In der ersten Folge der Reihe stellt sie das Siegermodell eines Spitzenwettbewerbes vor https://www.threadsmagazine.com/2014/02 ... re-garment
Ich persönlich mag diese Art Spitze an Kleidungsstücken nicht, weil sie immer nach Unterwäsche aussehen, aber die Verarbeitung ist vorbildlich. Hauchfeine französische Nähte und ganz schmale Säume, die Nähte der Spitze sind zum Teil mit der hautfarbenen dünnen Seide des Futterrocks eingefasst und, damit die 4 Stofflagen des Rocks sich nicht gegeneinander verschieben, sind sie mit Garnschlingen verbunden.

Die Handsteppung der Jacke ist zeitraubend und sehr schön ausgeführt. Dass klassische Chaneljäckchen keinen Besatz haben, sondern das Futter bis fast zum Rand geht, wusste ich bisher nicht. (Burda weiß das wahrscheinlich auch nicht, denn von dort stammen die meisten meiner "Chanel"-Jäckchen-Schnitte und Anleitungen aus mehreren Jahrzehnten.) Allerdings kann ich mich aus meiner Kinderzeit erinnern, dass Jacken damals oft so gefertigt wurden, denn Oberstoff ist teurer als Futter, wozu also teuren Stoff für unsichtbare Teile vergeuden? Blazer und Jacken mit Revers, wo der Besatz zwingend nötig ist, hat man kaum selbst genäht. Bei dieser Verarbeitungsmethode ist es wahrscheinlich schlau, die Nahtzugaben der Ränder rundum wie Säume anzuhexen, damit sie flach liegen bleiben.

Teuren Bouclé als Zwischenlage zu verwenden, ist ein bisschen dekadent ;) aber das Ergebnis ist wahrscheinlich weicher als mit Dralonwatte und stabiler als mit Wollwattelin.

In einem anderen Anleitungsvideo wird der Tipp gegeben, Monofilamentgarn zum Heften verwenden. Das ist dieser Nylon- oder Polyesterfaden, der als "unsichtbarer" Nähfaden verkauft wird, sich aber für feine Blusen- und Kleiderstoffe nicht eignet, weil er zu steif ist und gelegentlich auch kratzt. Hat jede von uns irgendwann gekauft und seither in einer Lade liegen. In dem Video sagen sie, dass Monofilamentfaden sich auch leicht rausziehen lässt, wenn man ihn beim Steppen einmal mit erwischt. Habe ich noch nicht ausprobiert, aber ich werde das demnächst tun.

//PS: Jetzt musste ich lachen. Ich habe offenbar schon immer Couture genäht, da bei Burda und Neue Mode im Schnittmuster keine Nahtzugaben enthalten sind *hehe* https://www.threadsmagazine.com/2014/02/07/seams

(Und ja, in der Maßschneiderei verwendet man Schnitte ohne NZG, da die je nach Material und Verwendung unterschiedlich breit angeschnitten werden: An den Seitennähten und ev. Längsteilungsnähten so breit, dass man das Kleidungsstück auch weiter machen kann, an Rundungen schmal, damit die Naht sich gut in die Kurve legt. Außerdem kann es sein, dass eine Nahtlinie nach der Anprobe verlegt werden muss. Dann kann man sich sowieso nicht mehr darauf verlassen, dass die NZG "immer 1,5 cm" ist und stur 1,5 cm vom Stoffrand steppen.)
Nebenbei auch ein Zeit- und Kostenfaktor - bei der Schnittkonstruktion entstehen zunächst Netto-Schnittteile, dh ohne NZG. Nachdem die geprüft (passen die Längen und Kurven zusammen) und an einem oder mehreren Probestücken getestet wurden, werden sie auf festes Papier übertragen und mit den Nahtzugaben und sonstigen Markierungen versehen (die heißen dann "Schablonen"). Für die Industrieproduktion, wo nach einem Schnitt Hunderte oder Tausende Stück zugeschnitten und genäht werden, zahlt sich der Aufwand mit den Schablonen aus, bei einem einzigen Kleidungsstück ist es einfacher, die NZG mit Schneiderkreide anzuzeichnen, wenn man sich nicht aufs Augenmaß verlassen will.)

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 07.05.2021 07:24

Jetzt muss ich dann auch mal was anderes machen, als Videos anzuschauen und zu kritisieren. Da zeigt sie, wie man einen Jackenärmel ansteckt und einnäht, damit er perfekt sitzt.
https://www.threadsmagazine.com/2014/02 ... rt-by-hand

Das wichtigste verrät sie leider nicht: Man braucht unbedingt eine zweite (fachkundige!) Person, die den Ärmel an der Person ansteckt. Denn es ist schön, wenn er an der Schneiderpuppe gerade hängt, aber nachher soll er der Person passen und die hat meist eine andere Figur und Haltung als die Kleiderpuppe und vor allem auch Oberarme.

In meiner Kinderzeit haben wir alle Ärmel so bei der Anprobe eingesteckt (dann allerdings mit der Maschine genäht). Aber das war einfach, da meine Mutter für uns Kinder genäht hat und wir so lange ruhig halten mussten, bis sie mit dem Stecken fertig war. Wenn man für sich selbst näht und niemanden hat, der auf Abruf bei der Anprobe helfen kann, kann man den Ärmel nur nach Gefühl einheften und anprobieren und ggf. wieder auftrennen und neu heften, bis man zufrieden ist.

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

Re: ju näht 2021 ...

Beitragvon ju_wien » 07.05.2021 13:12

Das würde ich vielleicht gerne nähen https://www.etsy.com/listing/603666431/ ... vogue-1087 - leider bin ich um Jahre zu spät dran, der Schnitt wurde 2009 verkauft, inzwischen gibt es ihn nur mehr bei etsy und ebay von Händlern in den USA und Australien. Außerdem ist der Schnitt für längs- und querelastische Strickstoffe (Jerseys) konstruiert. Die nachgenähten Modelle wurden zum Teil aus Sportlycra gemacht. Das macht viel mit, aber nach ein paar Stunden bin ich immer froh, wenn ich aus dem Zeug wieder raus komme.

Selbst nachkonstruieren, wenn auch nur ähnlich, wäre sicher ein Challenge :) Aus Beschreibungen weiß ich, dass der Rock in einem Stück konstruiert ist, also ohne Seitennähte nach hinten geht und nur eine Rückennaht hat.
http://keepsakecrafts.net/blog/2012/04/ ... rn-review/
Aus "normalem" Stoff wäre es wahrscheinlich schlauer, den Rock mit Seitennähten zu konstruieren.

Ich überlege grad, ob die Drapierung mit den Trägern verstürzt ist, es sieht fast danach aus.


An dem Modell gefallen mir der rechteckige Ausschnitt mit den breiten Trägern, die Schultern und Oberarmansatz bedecken und die überkreuzte Drapierung, die die Taille betont, ohne eine Wespentaille vorauszusetzen :)

Bei dem nachgenähten Kleid in Schwarz sieht man, dass es auch an einer Normalfigur gut aussieht und nicht nur an Models. Auf Patternreview gibt es auch einige Tragefotos und es schauen eigentlich alle gut aus. Einige schreiben übrigens, dass man sich den Reißverschluss sparen kann. Das ist bei Jersey immer gut *yeah*

// Noch ein Nähbericht mit einigen Entstehungsfotos, die den Schnitt näher zeigen und erklären https://sewtawdry.blogspot.com/2009/02/ ... dress.html

ju_wien
Co-Chief
 
Medaille: medaille
Beiträge: 4067
Bilder: 80
Wohnort: 1210 Wien

VorherigeNächste

Zurück zu Die Näh-Tagebücher

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder

cron