wie hier viewtopic.php?f=71&t=5621&p=102456#p102456 angekündigt, habe ich mir ein neues nähbuch mit dem titel "Konstruktion: Die Tätigkeit oder der Prozess des Konstruierens" gekauft. autorin ist Anette Fischer, die am University College of the Creative Arts in London und bei Central Saint Martins unterrichtet und früher einmal bei Burda Moden gearbeitet hat. das buch ist in der reihe "Mode Design Basics" im Stiebner Verlag erschienen (vorher schon auf englisch in einem anderen verlag).
vorab: es ist kein lehrbuch, nach dem man lernen kann, wie man selbst maßschnitte konstruiert.
"konstruieren" versteht die autorin offenbar in einem sehr weiten sinn, dass jedes kleidungsstück nach einem plan zunächst im kopf entsteht, dann auf papier und dann aus stoff hergestellt wird. das vorhandensein eines grundschnittes wird vorausgesetzt. in einigen kapiteln beschreibt sie teile von kleidungsstücken und wie sie aus dem grundschnitt variiert werden, also: ableger verlegen, ärmel oben, unten oder überall weiter machen, verschiedene kragenformen, gestaltungselemente wie falten, godets, taschen usw. dabei stellt sie meist eine technische zeichnung, ein foto und erklärenden text nebeneinander. aber auch hier keine technischen details, sondern allenfalls allgemeine tipps in der preislage: achten sie beim konstruieren einer tasche darauf, wie groß die hände sind und dass man sie gut erreichen kann.
andere kapitel beschäftigen sich mit kostümgeschichte, der geschichte der haute-couture und der traditionellen herren-maß-schneiderei, mit werkzeug und zubehör, diversen handnähten, dem zuschneiden, dem anfertigen von säumen, verschiedenen versteifungen und anderen einlagen, dem aufbau eines korsetts, der verarbeitung von leder und pelz.
aber alle themen werden nur angerissen. am ehesten ist das buch für erstsemestrige studierende an modefachschulen geeignet, die von allem einmal eine grundahnung kriegen sollen und das wissen später (hoffentlich) vertiefen. für hobbyschneiderinnen ist es interessant, wenn sie noch kein anderes nähbuch haben. wer eines der älteren burda bücher hat oder gar die kunder, findet dort mehr über zuschneiden, anfertigung von details wie taschen und krägen, das beheben von passformproblemen usw. und wer gelegentlich in frauen- und modezeitungen blättert, hat die meisten fotos und die meisten stil-tipps schon hundert mal gesehen und gelesen. dazwischen findet sich sicher auch die eine oder andere nützliche information, aber die darf man bei dem vielen geplätscher dann nicht übersehen.
ich würde also vorschlagen, das buch zunächst in einer bibliothek anzuschauen oder auszuborgen.