Danke! Vergleichskonstruktionen nach verschiedenen Systemen nehme ich mir ja auch schon sehr lange vor. Passiert aber irgendwie nie. Da ich selten konstruiere, muss ich jedesmal viel überlegen und nachlesen und wieder überlegen, was tagelang dauert und dann muss ich den Tisch frei machen und alles wird eingerollt und weggestellt und vergessen

Zumindest habe ich mir angewöhnt, nicht nur das Datum, sondern auch die Hauptmaße und das Gewicht draufzumalen, damit ich beim Wiederfinden weiß, ob ich weiter tun kann oder neu Maß nehmen muss.
Auf der Suche nach dem "Einheitssystem" landete ich eben in einem Blog über Vintage Kleidung
https://www.beswingtesallerlei.de/2014/ ... heute.htmlZitat:
Übrigens waren Konfektionsgrößen ursprünglich nicht als genau passend gedacht - nur als einheitlich. Da in den 50er Jahren eine persönliche Anpassung durch den Ladenbesitzer noch üblich war, war der Anspruch an die genaue Passform geringer.
Das sehe ich (als Fast-Zeitzeugin) ein wenig differenziert. In den 1950er Jahren (und vor dem 2. Weltkrieg noch viel mehr) trug die gut angezogene Dame Maßkleidung. Fertig kaufte sie allenfalls Unter- und Nachtwäsche, Schürzen, einfache Hauskleider, eventuell auch einfache Blusen.
Wer sich Kleidung von der Schneiderin nicht leisten konnte, nähte entweder selbst oder musste mit dem vorlieb nehmen, was es so gab und konnte keine großen Ansprüche stellen.
Man konnte damals zwar in vielen Geschäften neu gekaufte Kleidung abstecken und ändern lassen, aber das betraf im großen und ganzen Ärmel- und Rocklängen. Viel mehr kann man an einem fertigen Stück nicht ändern, ohne es komplett aufzutrennen (was auch damals schon zu teuer gekommen wäre).
In den letzten 50, 60, 70 Jahren haben wir uns an Konfektionskleidung gewöhnt. Kleidung nach Maß ist abseits von ambitionierten Hobbyschneiderinnen die große Ausnahme (Mitglieder von königlichen Familien, Red Carpet, ein paar Damen in Spitzenpolitik und Wirtschaft und - Personen, deren Körperbau so sehr vom Durchschnitt abweicht, dass sie nichts fertiges finden). Wir haben uns daran gewöhnt, "passt" mit "ich komme rein und es geht zu" gleichzusetzen. Ärmel werden eher aufgekrempelt als gekürzt oder ausgelassen, detto Hosenbeine. Dass bei Rocklängen oft wenige Zentimeter zwischen "perfekt", "naja" und "scheußlich" entscheiden, ist kaum noch jemandem bewusst. Blazer oder Kostümjacken werden offen getragen, da merkt man nicht, ob sie irgendwo spannen. Und Burda lenkt nicht einmal mehr mit Blumensträußen oder großen Taschen von Passformfehlern ab
In den letzten ca. 20 Jahren haben die Konfektionsdesigner aber auch immer besser gelernt, Modellformen zu entwerfen, die für alle irgendwie "gehen". Dazu tragen einerseits Jersey und Stretch bei, andererseits 7/8 Hosen, 3/4 Ärmel, A-Linien Kleider usw. Eine 7/8 Hose geht einer kleinen Frau bis zu den Knöcheln, bei einer großen Frau endet sie unterm Knie, muss man also nicht ändern. Lange Hosen werden großteils ungesäumt verkauft, damit das Anpassen schneller geht. 3/4 Ärmel können auch nie zu kurz oder zu lang sein. Faltenröcke werden mit Gummibund verkauft (wie früher nur für Kleinkinder). Und Kleider ohne Taille sitzen erstens um die Mitte bequem und zweitens muss man nur den Saum kürzen, wenn die Käuferin viel kleiner ist und eine große Frau trägt das gute Stück halt als Tunika über Leggings. Die Hersteller und Läden können sich also Kurzgrößen und Langgrößen ersparen. Die von dir erwähnten tiefen Armlöcher gehören auch dazu: jeder kommt bequem rein, wirklich gut passen tun sie aber fast nie.
Bei einem figurbetonten Kostüm ohne Stretchanteil merkt man sofort, wo die eigene Figur von den Herstellermaßen abweicht. Das gibt es aus genau diesem Grund aber auch kaum mehr fertig zu kaufen.